„Sagen Sie schlechter Haut Adé und profitieren Sie von einer Hautanalyse / Hautdiagnose, die Sie wieder strahlen lässt!“
So oder so ähnlich werben Kosmetikstudios und selbstständige Kosmetikerinnen seit einiger Zeit vermehrt online oder auch mit Flyern sowie Hinweisschildern in ihren Schaufenstern für sich. Und obwohl ich eine Analyse der Haut in regelmäßigen Abständen auch für sehr sinnvoll halte, bin ich mir nicht sicher, ob diese sogenannten Beauty Experten ihre Kompetenzen nicht eventuell ein klein wenig überschätzen.
Die Werbebotschaften namhafter Kosmetikhersteller und sogar Parfümerie-Ketten vermitteln den Eindruck von Fachkenntnissen, über die aber eigentlich nur Dermatologen verfügen.
Deshalb komme ich nicht umhin mich zu fragen: Will ich meine Haut tatsächlich in die Hände von Kosmetikern / Kosmetikerinnen legen, die keinen medizinischen Background haben? Fragen, denen ich sehr gerne auf den Grund gehe!
Was wird bei einer Hautdiagnose ermittelt? Ein erster mutiger Selbstversuch soll Antworten liefern!
In Berlin Mitte gibt es gefühlt an jeder Ecke ein Kosmetikstudio und in mindestens jedem Dritten wird eine professionelle Hautanalyse angeboten.
Ohne alle Rezensionen und Kundenbewertungen der einzelnen Studios en Detail durchgelesen zu haben, entscheide ich mich für einen Salon, der mir von außen optisch gefällt und auch von innen einen gepflegten und sauberen Eindruck macht. Dort vereinbare ich einen Termin für den folgenden Tag.
Die Empfangsdame ist sehr nett, verrät mir aber noch keine Einzelheiten zu der gebuchten Behandlung.
So bin ich am nächsten Tag vollkommen unvoreingenommen und fülle frohen Mutes den mir vorgelegten Fragebogen mit insgesamt 15 Fragen zu meiner Gesichtshaut aus. Von mir will man wissen, ob ich Raucherin bin, ob ich die Pille nehme und wie meine Ernährungsgewohnheiten aussehen. Als ich den Fragebogen an die behandelnde Kosmetikerin zurückgebe, studiert sie diesen ca. 5 Minuten eingehend ohne meine Antworten zu kommentieren. Anschließend knipst sie die Lampe ihres großen Lupenspiegels an und betrachtet meine Haut eingehend. Wir wechseln kaum ein Wort und mir wird unbehaglich zumute. Vielleicht merkt sie etwas, denn sie sie dreht den Spiegel weg und beginnt mit der Produktempfehlung für meine diagnostizierte „Mischhaut“.
Ohne zu fragen träufelt und cremt sie mir die Stirn, den Bereich unter den Augen und die Wangen mit unterschiedlichen Produkten ein und plappert von den diversen Produktvorteilen. Gegenfragen werden von ihr nur salopp und ohne Informationsgehalt beantwortet. Nach einer halben Stunde will ich das Studio einfach nur noch verlassen. Ich zahle 30 Euro für die Hautanalyse, aber die „empfohlenen“ verschiedenen Produkte nehme ich nicht.
Mein Fazit nach der ersten Hautanalyse: Null Information, muss ich nicht noch einmal machen.
Hautanalyse macht den aktuellen Hautzustand sichtbar
An einem schönen Samstagnachmittag setze ich mich zuhause vor meinen Computer und Google Hautanalyse / Hautdiagnose. Sofort werden mir mehr als 20.000 Ergebnisse angezeigt.
Auf einigen, vermeintlich wissenschaftlich fundierten Seiten erfahre ich etwas über den NMF, auch Natural Moisturizing Factor genannt, der mit einem Corneometer (einem Hautfeuchtigkeitsmessgerät) gemessen wird und diversen anderen Geräten, mit denen vom PH-Wert der Haut bis hin zur Faltentiefe so gut wie alles gemessen und analysiert werden kann. Diese sehr ausführlichen Hautanalysen werden aber nicht wegen ein paar Pickel im Gesicht vorgenommen.
Meistens haben die Patienten, die eine solche spezielle Hautdiagnose vornehmen lassen, chronische Hautprobleme, wie Akne, Couperose, stark geschädigte Haut durch einen Unfall mit Narben oder Problemhaut nach ästhetisch-plastischen Eingriffen und medizinischen Lasertherapien. Ich denke, ich habe nur etwas empfindliche, nervöse und teilweise gereizte Haut, die bei Stress oder Schlafmangel leichte Schüppchen aufweist. Ergo bin ich wohl ein eher unkomplizierter Hauttyp.
Auf vertrauenerweckenden Webseiten, wie der einer studierten Ernährungswissenschaftlerin und Dermatologin, die gleichzeitig auch Inhaberin einer Kosmetikmarke ist, habe ich erfahren, dass auch Menschen mit einer unproblematischen, normalen Haut zweimal im Jahr eine Hautanalyse durchführen lassen sollten.
Logisch, da sich die Haut nunmal ständig verändert.
Das hat nicht nur mit den Jahreszeiten zu tun: Im Herbst/Winter neigt unsere Haut zu Trockenheit, während wir im Sommer eher fettende Haut haben und viele durch die Sonne auch Sommersprossen bekommen. Auch unsere Ernährung, ob wir Sport machen, Medikamente einnehmen und natürlich, wie oft wir starker Sonne ausgesetzt sind – alles Faktoren, die Einfluss auf unser Hautbild haben und darüber entscheiden, welche Hautpflege die Richtige ist.
Hinzukommt, dass es mehr als nur vier unterschiedliche Hauttypen gibt.
Neben feuchtigkeitsarmer oder stark fettender Haut, gibt es auch viele Mischtypen.
Woher ich das weiß?
Ich habe eine fachlich fundierte Diagnose meiner Haut durchführen lassen – online!
Wie funktioniert eine Online-Hautdiagnose?
Zunächst erscheint es etwas unsinnig eine Hautanalyse online durchführen zu lassen, denn schließlich ist ja kein Dermatologe oder eine sehr gut ausgebildete Kosmetikerin (oder andersherum), auf jeden Fall ist man allein, ohne das sich jemand das Gesicht und die Haut genau anschaut. Zudem soll ich 10€ bezahlen.
Wenigstens ist der Kontakt sehr nett und ich fühle mich von Anfang an verstanden. Ich bekomme ein Formular mit rund 40 Fragen zugeschickt, welches ich gewissenhaft ausfüllen soll. So eine professionelle Hautdiagnose nimmt ganz schön Zeit in Anspruch – aber das ist mir meine Haut auch wert. Die Fragen gehen wirklich in die Tiefe und kratzen nicht nur an der Oberfläche. Meine Epidermis wird so, wenn auch nicht wortwörtlich, genauestens unter die Lupe genommen. Nachdem ich den Fragebogen zurück geschickt habe, erhalte ich Proben von Kosmetikprodukten, die ich auch fleißig ausprobiere.
Nach nur einer Woche sehe ich die Veränderung im Gesicht und Dekolleté. Positiv versteht sich.
Ich bestelle zwei Cremes und ein Serum – sogenannte medizinische Kosmetik – und der Betrag wird mit den 10€, die ich für die Hautanalyse gezahlt habe verrechnet.
Nach der Hautanalyse ist vor der Hautanalyse?
Ich bin mit meiner medizinischen Kosmetik absolut und vollkommen zufrieden, dennoch werde ich in ca. 6 Monaten wieder eine Hautdiagnose durchführen lassen.
Wie schon erwähnt, ändert sich unser Hautbild immer wieder. Auf der einen Seite möchte ich dringend mit dem Rauchen aufhören, was sich ja eigentlich nur positiv auf meine Haut auswirken kann, auf der anderen Seite werde ich in drei Monaten vierzig und trotz guter Ernährung und Sport, wird meine Haut schlaffer und fahler werden.
Ich hoffe, ich kann noch lange genug mit Pflege- und Anti Aging Kosmetik die Zeichen der Zeit aufhalten und strahlend durchs Leben gehen.
Fazit: Eine professionelle Hautanalyse muss von Profis durchgeführt werden. Sonst bringt sie überhaupt nichts.